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AutorenbildHeike HL

DozentSein: "Das ist hier aber alles anders als im Unterricht" - Herausforderung Lernende

Aktualisiert: 8. Feb. 2020


DozentSein: "Das ist hier aber alles anders als im Unterricht" - Herausforderung Lernende und klinische Ausbildung.

Auch diese Geschichte steht stellvertretend für viele Geschichten, die ich im Laufe meiner Berufsjahre als betreuende Lehrphysiotherapeutin in der praktischen Ausbildung erlebt habe. Sie zeigt, warum Lernende und klinische Ausbildung zu suboptimalem Outcome in der Physiotherapie führen können und wie Herausforderungen von uns Dozenten reflexiv genutzt werden können...

Nach zwei sehr ernünchternden Vorbehandlungen in der Rehaklinik freue ich mich inzwischen auf Merle. Wenigstens bei ihr habe ich das Gefühl, Fach- UND Sozialkompetenz stimmen. Außer dass sie sich selbst sehr unter Druck setzt und immer das Beste für ihre Patienten möchte, wirkt sie patientenzentriert und selbstkritisch. Normalerweise bedauern es ihre Patienten, dass sie nur kurze Zeit in der Praktikumseinrichtung bleibt. Viele fragen sie, wo sie denn zu finden sei.

Merle zeigt mir heute eine postoperative Gruppenbehandlung für die untere Extremität. Etwas irritiert sehe ich Übungen, die weit weg von dem sind, was wir im Unterricht über Belastbarkeit von Strukturen nach einer Operation gesagt haben. Auf mein Nachfragen zu der Divergenz aus Gelerntem und Gezeigtem gibt sie geknickt und hilflos zu, dass das hier aber so gemacht werden würde...

Es ist nicht immer leicht, auf jeden Schüler/Studierenden in der einzelnen Einrichtung einzugehen, vorallem, wenn Verhaltensweisen an den Tag gelegt werden, die für Betreuende nicht nachvollziehbar sind. Vielleicht stimmen Erwartungen der Lernenden und die Arbeitsrealität in den Einrichtungen nicht überein oder führen zu Frust und Unverständnis.

Welche Strategien können wir nutzen, um einerseits individuelles Lernen zu ermöglichen, andererseits aber auch die Unterschiede zwischen unseren Erwartungen und den unterschiedlichen anderen Überzeugungen zu managen?

Und wie können Erwartungen unterschiedlicher Parteien berücksichtigt werden, ohne Professonalität und Loyalität zu riskieren?

Hier kann nur zu Gelassenheit im Umgang mit diversen Vorstellungen und Interessen von Lernenden und Einrichtungen der klinischen Ausbildung geraten werden. Wenn z.B.:

  1. ...die theoretischen Inhalte nicht zum klinischem Handeln der Einrichtung passen

  2. ...Lernende/Betreuende meinen, sie haben es anders und vielleicht besser gelernt

  3. ...die Einrichtung den Anforderungen akademisierter Lehrkräfte nicht genügt

  4. ...die Dozenten und ihre Unterrichte den Anforderungen der klinischen Einrichtung nicht entsprechen

Folgende Fragestellungen klären verschiedene Ansprüche und Erwartungen. Um situativ, kontextbezogen und individuell zu betreuen:

  • Welche wichtigen Aspekte von Physiotherapie sind im Kontext einer Rehaklinik gefragt?

  • Wie lässt sich das – unabhängig von den Ansprüchen theoretischer Ausbildungseinrichtungen – begründen und managen?

  • Wie kann ich bei Merle trotz Divergenz zwischen Theorie und Praxis ein eigenes begründet-physiotherapeutisches Handeln fördern?

Es wird immer ein "anders" geben. Wichtig ist doch nur, bestehende Ressourcen, Möglichkeiten und Managementstrategien zu entwickeln, die unterschiedliche Interessenslagen zu Lerngegenständen machen.

Viele Erfolg und Spaß bei der Betreuung Lernender im klinischen Einsatz - es gibt nichts besseres, als sie dort zu unterstützen und in ihrer Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Sozialkompetenz zu fördern :-)



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