DozentSein: Und der Irrglaube, dass Fachwissen zum Lehren reicht. Ist es bei der Wissensvermittlung nur das WAS - oder auch das WIE?! Die Frage stellen sich leider nicht alle.
Ein paar Studenten sagten mir letztens: Das Thema war so anspruchsvoll und trotzdem ist es uns so gut rübergebracht worden. Wir waren interessiert, obwohl es uns im Moment gar nicht betrifft. Es war anstrengend, aber wir haben viel gelernt!
Gut zu wissen: Diese Lernenden hatten keine Anwesenheitspflicht. Sie mussten sogar samstags zur Präsenz kommen - und jeder von Ihnen arbeitete bereits unter der Woche hart. Die Anwesenheit war 90%
Ja, es ist ein großer Unterschied, ob ich nur das WAS doziere und präsentiere - mit einer vielleicht nicht enden wollenden Fülle an Stoff - oder ob ich als Dozent das WIE der Wissensvermittlung ganz entspannt (!) nutzen kann. Trotz begrenzter Zeit, diversem Bildungskontext und (oft sehr heterogener) Lerngruppe.
Und ja, es ist ein Unterschied, wenn ich weiß, dass Lernen ein aktiver Prozess für Lernende ist und wie genau ich das ermöglichen kann. Ohne das Gefühl zu haben, ich habe zu wenig Zeit, zu viel Stoff, zu schwierige Lernende.
Und hier ist das WIE, welches so entscheidend ist. Egal WAS es ist:
Zielerreichung = (variable) Methoden + (angemessene) Sozialformen.
Und will ich kompetente Handlungen im Beruf vermitteln, heißt das:
Lerngegenstände priorisieren + Gütekriterien einer beruflichen Handlung kennen (z.B. Zielgerichtetheit, Selbstreflexion, Gegenstandsbezug, Selbstständigkeit,...) = berufliche Handlungskompetenz.
Ja, es ist extrem wichtig, dass ich als Dozent weiß, wo meine Verantwortung aufhört, ohne gefrustet zu sein oder das Gefühl zu haben, ich kann einer Lerngruppe oder einem Bildungsträger nicht gerecht werden.
Ein Lernender äußerte sich vor einigen Wochen so: Unsere Gruppe hat überhaupt keine Lust auf den Beruf. Es wird soviel trockenes Zeug vermittelt, Wissen, was wir überhaupt nicht anwenden können. Und das, was uns wirklich am Patienten kompetent sein lässt, dass kommt zu kurz. Und dazu sagen Dozenten dann nur: "Ja, es ist halt zu wenig Zeit". Aber die trockene Theorie zu den Krankheiten, die wird doppelt unterrichtet: Vom Arzt und der Therapeutin...
Nie vergesse ich auch dieses Beispiel: Eine meiner Lernenden (Studentin!) war fachtheoretisch extrem kompetent - sie hat unglaublich viele Schultergelenkstests aus dem Unterrichtsskript einer Kollegin benennen können. Sie haben die Tests in der Lerngruppe unzählige Male geübt. Weil es in der Prüfung der Dozentin so gewünscht wurde.
Doch ihre Personalkompetenz (in diesem Fall das Selbstvertrauen, eine Schulter zu behandeln, genau mit den Techniken, die in dem Fach unterrichtet werden) war mangelhaft: Sie war nicht in der Lage, das Gelenk des Patienten zielorientiert zu behandeln...
Ich kenne jemanden, der bekommt zusammen mit anderen Lehrbeauftragten von einem privaten Bildungsträger ein kostenloses (!) Dozententraining. Natürlich geht er hin - obwohl er extrem fachkompetent ist (sonst hätte der den Lehrauftrag nicht)...
Kannst Du eine oder mehrere der folgenden Fragen mit "Ja" beantworten?
Ich möchte gute bis sehr gute Evaluationen meiner Lehr-Lern-Veranstaltungen / zufriedene bis sehr zufriedene Kunden (= zahlende Lernende).
Ich möchte, dass mein Fachwissen so "rüber" kommt, dass Lernende nachhaltig davon profitieren.
Ich möchte, dass meine Lernenden auch in einer heterogenen Gruppe arbeitsfähig sind.
Ich möchte Lehren ohne Gefahr der Überlastung und des Ausbrennens.
Ich möchte eine Lernsituation, die von gegenseitiger Achtung und Wertschätzung geprägt ist. (Wertschätzung/Anerkennung ist ja ein Grundbedürfnis)
Ich halte von pädagogischem Kram nix, aber ein paar Tipps und Tricks zu Lernen und Lerntypen wären nicht schlecht!
Trifft etwas davon zu? Dann vielleicht mal ein Dozententraining nutzen! Buchbar hier :-)