Lernende, die den Unterricht zur Bedürfnisbefriedigung nutzen. Wer kennt das nicht. Die Pause ist um, der Unterricht beginnt und Lernende kommen zu spät, packen eine Brotzeit aus, nehmen erst mal einen ordentlichen Schluck Energy-Drink oder schließen die Augen für ein Schläfchen...
Was stört Dich daran? Frage ich Kollegen, die sich darüber erregen und nach Strategien suchen, dies zu beenden. Ist es wirklich nur der Hygienefaktor im Unterrichtsraum? Oder ist es das persönliche Unverständnis über derartiges Verhalten mir selbst gegenüber - das Gefühl, es "nicht wert zu sein", dass Lernende mir zuhören, sich in meinem Unterricht fokussieren oder wach bleiben?
Am Anfang meiner Lehrtätigkeit fand ich derlei Verhalten unmöglich und habe es auf mich oder meinen Unterricht bezogen. Inzwischen sehe ich dieses Verhalten in weiten Teilen viel entspannter. Wenn man nachfragt - vielleicht nicht vor allen anderen, sondern in einer ruhigen Minute, interessiert und mit Ich-Botschaft, ist es möglich, zu verstehen. Ein Lernender sagte auf meine Nachfrage in Bezug auf Essen im Unterricht einmal zu mir: "Wenn ich zwischendurch etwas esse, steigert das einfach meine Aufmerksamkeit. Es hat nichts damit zu tun, dass ich gelangweilt bin oder mich nicht beherrschen kann."
Prima - dann weiß ich als Lehrender zukünftig Bescheid und kann mir das erklären. Kann ich etwas verstehen, kann ich es auch eher akzeptieren. Oder es zumindest so klären, dass kein unangenehmer Beigeschmack bleibt und mein Bild von dem Lernenden negativ geprägt wird.
Wieviele unbestätigte Annahmen prägen eigentlich unser Bild von Anderen? Was macht uns so sicher, dass es Appellcharakter hat, so ein Verhalten? Dass man uns "ärgern" möchte oder mit Ignoranz strafen?
Wichtiger ist doch viel mehr: Wie möchte ich damit umgehen? Und übernehme ich dann auch die Verantwortung für meine Konsequenzen?
Auch ich habe meine Prinzipien & Erwartungen. Aber ich erkläre sie zu Beginn meiner Unterrichte und begründe, warum MIR das wichtig ist (oder denjenigen, die das vorschreiben). Eines ist klar: Die Anforderungen am Ende der Lernperiode sind für alle gleich...bringt einer eine bessere Leistung, weil er sich wohl gefühlt hat - um so besser :-)